Sehr geehrter Herr Schmidt,
vor wenigen Tagen eröffneten in Bergen die ersten Filialen Ihres Unternehmens "SV Markt". Als wesentlicher Bestandteil des Konzeptes wird verfolgt, dass die Kunden dort 24 Stunden an 7 Tagen der Woche einkaufen können.
Ich wende mich nicht nur an Sie als Vertreter der valsantinisch-katholischen Kirche als Religionsgemeinschaft, sondern auch als Vertreter der Kirche, die sich auch als Sozialträger engagiert. So sehr sie auch bemüht sind, ihren Mitarbeitern gute Arbeitsbedingungen zu bieten, bitte ich Sie trotzdem, einmal in sich zu kehren und sich zu fragen, wie sich das Leben von Menschen verändert, die während der Nacht arbeiten und deshalb am Tage schlafen müssen. Sie verpassen einen beträchtlichen Teil des familiären und gesellschaftlichen Lebens.
Es gibt fraglos Berufe, in denen solche Arbeitszeiten notwendig sind, doch das Personal von Verbrauchermärkten gehört sicher nicht dazu. Einen Laden ohne Ladenschlusszeiten zu betreiben, ist kein Service am Kunden mehr, sondern eine Übertreibung zu Lasten der Mitarbeiter und zu niemandes Nutzen.
Weitergehend bieten Sie derartige Öffnungszeiten auch an Sonntagen an. Der Sonntag hat für die Christen schon immer eine wichtige Stellung gehabt und auch, wenn der gesellschaftliche Wandel dahingehend ist, dass die religiöse Bedeutung immer weiter abnimmt, so ist er doch für alle Menschen, auch diejenigen, die sich nicht der christlichen Tradition zuschreiben mögen und sich nicht dem christlichen Glauben verbunden fühlen, ein Tag der Erholung und Entspannung und als solcher auch unter sozialen und gesundheitlichen Gesichtspunkten, zudem im Sinne einer Gesellschaft, die sich immer mehr beschleunigt und immer weniger Zeit für Einkehr und Ruhe außerhalb des stressigen Alltags bietet, ausdrücklich zu befürworten sowie auch von verfassungs wegen deshalb geschützt.
Es stellt sich mir daher die Frage, ob es wirklich abseits der wirtschaftlichen Interessen gute Gründe und die Notwendigkeit dafür gibt, auch an einem Sonntag solche Öffnungszeiten anzubieten.
Ich bitte Sie, im Sinne Ihrer Mitarbeiter noch einmal die Konzeption Ihrer Öffnungszeiten zu überdenken und gegebenenfalls zu verändern.
Mit den besten Segenswünschen zeichnet
Ihr
+ Erzbischof Robert Kardinal Fischer
Erzbischof von Bergen
Metropolit der Kirchenprovinz Bergen