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Bibliothek | La bibliothèque du lycée
Die Zeit der Prüfungen stand unmittelbar bevor. Séraphine Devereux im Schneidersitz auf einem der Stühle in der Bibliothek und war in ein Buch über Höhere Mathematik vertieft. Kurz wanderte ihr Blick zum Fenster als sie die Sonne draußen wahr nahm und kurz ihre Gedanken abschweiften, was sie den im Moment lieber machen würde. Ein kleiner Seufzer ließ sie vernehmen ehe sie sich wieder auf die Differenzialrechnung konzentrierte.
Die finster dreinblickende Bibliothekarin kommt schnurstraks auf sie zu.
Junges Fräulein, c'est pas!
Wie aus einer Trance gerissen blickte Séraphine nach oben - direkt in eine verzerrte Fratze. Kurz blinzelte sie ehe Séraphine war nahm, dass es lediglich die Bibliothekarin war - was es in ihren Augen auch nicht wirklich besser macht.
"Comment?"
Impossible comme cela!
schimpft sie und deutet auf den beachtlichen Stapel von Büchern, der sich zu einen Konstrukt ausgewachsen hatte, das bald zu kippen drohte. Die Lippen wurden, soweit das überhaupt möglich war, noch schmaler.
Ist das etwa Ihr Werk?
Dem Fingerzeig folgend fiel Séraphine Devereux Blick schließlich auf einen ungleichmäßig geschichteten mittleren Turm aus Büchern. Einen Augenblick später war der Blick wieder auf die Bibliothekarin gerichtet. Ein Schulterzucken, gefolgt von einem unschuldig-fragend Gesichtsausdruck versuchte sich Séraphine Devereux an einer Erklärung.
"Architekt oder Künstler vielleicht...?", warf sie ihre Vermutung in den Raum
Die Bibliothekarin war weithin als sehr humorlose Frau bekannt und gefürchtet, die es nicht leiden konnte, wenn irgendjemand (und schon gar nicht in ihrem Reich!) vermeintlich frech wurde.
Wollen Sie mich etwa für dumm verkaufen, junges Fräulein? - Haben Sie das verursacht oder nicht?
Demonstrativ schaute sich Séraphine Devereux um - niemand war natürlich im weiteren Umkreis um den Bücherstapel zugegen.
"Sieht ganz nach meinen Tisch und meinen Büchern aus.", gab sie knapp zu Protokoll.
Dann hören Sie auf, zu scherzen und sorgen gefälligst für Ordnung, mais rapidement!
bestimmt sie derart harsch, dass jeder Widerspruch zwecklos erscheinen musste.
Mit gespitzten Lippen machte sich Séraphien Devereux daran, den in sich verschobenen Turm gerade zu richtigen, so dass ein ordentlicher Stapel aus nunmehr sechs Büchern entstand.
"Wirklich viel besser. Ich danke Ihnen, Mademoiselle...," denn was anderes konnte dieser Drache wahrlich nicht sein, dachte Séraphine, "...für die Hilfe, die Sie mir zu Teil haben werden lassen", antwortete sie ohne jegliche Spur von Ironie in ihrer Stimme.
Ein Kichern von einem Nebentisch war zu vernehmen, eher derjenige schnell wieder auf seine Bücher starrte als die Bibliothekarin in seine Richtung sah.
Diese zieht von dannen - der Gesichtsastruck scheint noch finsterer als zuvor. Wieder etwas für ihr Bemerkungsbuch.
Ein Grinsen huschte über Séraphine Devereux Gesicht ehe sie kurz danach dem Bücherstapel einen leichten Stoß versetzte und wieder in die ursprüngliche Unordnung brachte. Eben so schnell wie ihre Zunge draußen war, war sie auch schon wieder zurück.
Erst einmal war sie am anderen Ende der Bibliothek, aber sie war bekannt dafür, ohne Unterlass durch die "Heiligen Hallen" regelrecht zu patrouillieren - der Gedanke, das irgendetwas nicht in Ordnung lief, das war ihr größter Feind. Unrichtig einsortierte Bücher, Lärm, Lebensmittel, beschmieren von Schuleigentum... Was hatte sie nicht schon alles erlebt oder auch verhindern können...
Tritt auf Séraphine zu und flüstert
Was für ein Drachen, die Olle.
Sie musste lachen.
"Ich wurde bereits vorgewarnt - aber ich dachte mir, ich könnte eine kleine Ablenkung gebrauchen."
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Freitag, 26. April 2024, 13:40
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