Brüder und Schwester,
das Gleichnis vom Sämann, dass wir gerade gehört haben, ist eines der bekanntesten Gleichnisse, die von Jesus Christus überliefert sind. Jesus fährt mit einem Boot auf einen See und spricht zu den am Ufer stehenden Menschen. Er vergleicht die Botschaft Gottes mit Samen, die auf Ackerboden, in Dornen, auf Felsen und die Straße fallen.
Auch wir haben uns heute am Wasser versammeln und wollen über die Worte nachdenken, die uns unser Herr überliefert hat.Bin ich wie der Weg, von dem Vögel die Samen picken, dass ich Gottes Wort nicht verstehe und es vergesse? Oder bin ich wie der Felsen, wo die Saat verdorrt, dass ich die Botschaft freudig aufnehme, aber unbeständig bin und sie nach anfänglicher Euphorie aus dem Blick verliere? Oder bin ich wie die Dornen, in denen die Saat erstickt, dass ich mich von den Sorgen des Alltags erdrücken lasse und keinen Mut für Gottes Wort aufbringe? Oder bin ich etwa wie der gute Ackerboden, dass ich das Wort Gottes aufnehme, es weitergebe und nach seinem Vorbild lebe?
Wir wollen für uns und für alle Menschen beten, dass wir wie der Ackerboden sein können und in Wort und Tat Zeugnis ablegen für das Wort Gottes. Im einfachen Leben wollen wir auf Neid, Eifersucht, Stolz, Vorurteile, Hass, Diskriminierung und Gewalt verzichten. In unserem täglichen Handeln wollen wir an das Gebot der Nächstenliebe denken.
Jeder einzelne von euch, liebe Brüder und Schwestern, kann zur Vollendung des Reiches Gottes beitragen. Es sind die vielen kleinen Schritte, die viele Menschen tun, die uns im christlichen Auftrag voranbringen. Da ist der Schüler, der auf den Außenseiter der Klasse zugeht und das Mobbing durchbricht. Da ist der Mann, der sich zwischen zwei Streitende stellt und eine Eskalation der Gewalt verhindert. Da ist die Frau, die für die alte Nachbarin den Einkauf übernimmt, da sie den Weg zum nächsten Supermarkt nicht mehr alleine schafft. Viele solche kleine Zeichen stärken das gute in unserer Gesellschaft!
Wir wollen uns auch daran erinnern, dass der Herr uns den Verzicht auf jegliche Form von Gewalt geboten hat. Auch, wenn wir mit anderen Menschen nicht übereinstimmen, Streit mit ihnen haben und Vorwürfe im Raum stehen, kann Gewalt nie ein Weg zur Lösung von Problemen sein. In Noranda wollen Wir insbesondere daran erinnern, dass Gewalt gegen die eigenen Mitbürger nie ein politisches Mittel sein darf, sondern nur der offene Dialog untereinander zu einer Gesellschaft der Glücklichen führen wird.
Das nächste Lied, dass wir singen wollen, ist das Magnificat, der Lobgesang der Gottesmutter Maria, den sie nach der Erscheinung des Engels Gabriel und der Ankündigung der Geburt Jesu auf Gott den Vater singt. Es soll uns daran erinnern, dass Gott uns ermöglicht, alle Grenzen zu überwinden und Frieden in diese Welt zu bringen. Im Anschluss wollen wir die Fürbitten beten und mit jeder Bitte eine Kerze entzünden und auf das Wasser setzen, und so mit einem großen Lichtermeer ein Zeichen für die Nächstenliebe setzen.
Es wird das Magnificat gesungen.
Meine Seele preist die Größe des Herrn,
und mein Geist jubelt über Gott, meinen Retter.
Denn auf die Niedrigkeit seiner Magd hat er geschaut.
Siehe, von nun an preisen mich selig alle Geschlechter!
Denn der Mächtige hat Großes an mir getan,
und sein Name ist heilig.
Er erbarmt sich von Geschlecht zu Geschlecht
über alle, die ihn fürchten.
Er vollbringt mit seinem Arm machtvolle Taten;
er zerstreut, die im Herzen voll Hochmut sind;
er stürzt die Mächtigen vom Thron
und erhöht die Niedrigen.
Die Hungernden beschenkt er mit seinen Gaben
und lässt die Reichen leer ausgehn.
Er nimmt sich seines Knechtes Israel an
und denkt an sein Erbarmen,
das er unsern Vätern verheißen hat,
Abraham und seinen Nachkommen auf ewig.
Danach breitet der Papst die Hände aus.
Papst: Ehre sei dem Vater und dem Sohn und dem heiligen Geist.
Gemeinde: Wie im Anfang, so auch jetzt und alle Zeit und in Ewigkeit. Amen.