Republik Bergen

Dann sollten Sie aber auch etwas an Ihrer Haarfarbe ändern.

Ach, ich selbst muss nicht wirklich trendy sein. Noch geht's so.

Aber lassen Sie uns zum beruflichen kommen. Sie wollen Präsident der Staatsagentur für Netzfragen werden?

Präsident? Ich wusste gar nicht, dass die Stelle so hoch dotiert ist. Ich dachte, es wäre eine reine "Leiter"-Stelle. Und die hätte ich gerne.

Die Staatsagentur ist eine obere Staatsbehörde, dann ist die Leitung natürlich hoch dotiert, wenn Sie so wollen.

Was qualifiziert sie für die Aufgabe?

Die Tatsache, dass ich sowohl als Mitarbeiter im Innen-, wie auch das Wirtschaftsministerium eigenverantwortlich gearbeitet habe. Die dort erworbenen Kenntnisse kann ich in ihrer Gesamtheit für die Netzagentur einsetzen. Sie kriegen also keinen Fachidioten, sondern einen Mann mit multiplen Fähigkeiten für diese Stelle, der in der Lage ist Gesetze zu lesen, zu verstehen und umzusetzen und auch bereit ist, für diese Chance, den Dienstschluss Dienstschluss sein zu lassen.

Haben Sie Erfahrung in der Personalführung?

Nein, aber ich weiß wie ich als Personal behandelt werden möchte. Ich kann mir vorstellen, dass das anderen auch zusagen würde. Und dennoch habe ich, falls Sie darauf anspielen wollen, keine Angst klare Ansagen zu machen.

Sind Sie denn sicher, dass Sie dieser Aufgabe gewachsen sind, ohne Erfahrung in der Behörde und ohne Erfahrung mit der Leitung einer Behörde? - Immerhin wird ihre Aufgabe ja daraus bestehen, komplexe Sachverhalte zu entscheiden, das Rückgrat unserer Wirtschaft zu beaufsichtigen und Vergabeverfahren zu leiten.

Vergabeverfahren habe ich geleitet, im Justizministerium im Rahmen der Vergabe von Anwaltslizenzen. Aber nur sehr kurz, weshalb ich es nicht erwähnte und weil es die gleiche Tätigkeit ist, wie Zulassung für Wirtschaftsunternehmen zu prüfen und erteilen.

Erfahrungen kann ich nicht vorweisen, wenn man mir keine Chance gibt, sie zu machen. Gut, ich hätte mich schon vor Jahren um eine leitende Stelle bewerben sollen, aber Sie wissen selbst, dass die zumeist parteiintern vergeben werden. Und das ist das Letzte, was man von mir verlangen kann, dass ich mich einer Partei anschließe um mich sodann für ein solches Amt als qualifiziert zu erweisen! Wenn ich für den Staat arbeite, dann unparteiisch und unparteilich. Wenn das ein Hinderungsgrund ist, okay, dann muss ich das akzeptieren, aber dann bin ich in der freien Wirtschaft vielleicht besser aufgehoben.

Die Politik interessiert sich in der Regel nur für die oberste Ebene, alles andere wird nur gelegentlich in politische Entscheidungsprozesse gezogen - deswegen sitzen Sie jetzt vor einer Bald-Rentnerin und nicht vor irgendeinem Staatsminister.
Aber da es keine anderen Bewerber gab, haben Sie auch ohne spezifische Erfahrungen ganz gute Chancen, zumal bei Ihrer Verwaltungsbiografie...

Na, wir wollen nicht ins Detaill gehen, aber jeder weiß wie von oben nach unten getreten, aber auch manipuliert wird.

Haben Sie weitere Fragen? Ich stehe gerne Rede und Antwort.

Mit solcherlei Unterstellung wäre ich vorsichtig, damit deuten Sie nämlich an, wir würden hier unseren Job nicht tun.

Mir bleibt eigentlich nur die Frage, wann Sie anfangen können oder wollen - Konkurrenz gibt es ja nicht.

Eher, dass man den Job so tut, wie die das oben wollen. Aber lassen wir das. Denn wenn wir abgehört werden, kann ich gleich von hieraus zum Arbeitsamt gehen.

Tja, wenn Sie mich so fragen, kann ich gleich morgen früh anfangen.

Das Büro des Staatspräsidenten teilte mir mit, dass der Staatspräsident frühestens am 09.05. einen Termin für die Übergabe der Ernennungsurkunde erübrigen kann - würde Ihnen das passen oder sollen wir auf den nächsten Werktag, den 11.05. ausweichen?