Republik Bergen

Heute

HEUTE20:15
meinung: konkret

Constanze-Maria Roshauptner

Das Intro beginnt mit kurzer Verspätung nach den Nachrichten um Acht.

MEINE DAMEN UND HERREN, LIVE AUS UNSEREM HAUPTSTADTSTUDIO IN DER FREIEN STADT BERGEN NUN meinung: konkret.
In unserer heutigen Sendung begrüßen wir zwei Gäste aus Politik und Wirtschaft.

Hugo M. Schmidt

Hugo M. Schmidt, Unternehmer und Gründer der 24/7-Verbrauchermarktkette "SV-Markt", die in den letzten Tagen erste Filialen eröffnet hat und Rekordanstürme am Eröffnungstag zu verzeichnen hat, sagt: "Minister Waldheim sollte sich vielleicht mal besser informieren. Das was er sagt, hat nichts mit der Realität in unseren Filialen zu tun. Unsere
Mitarbeiter erhalten sehr soziale, mit Ihnen abgesprochene Arbeitspläne. Zudem haben wir viele Kunden, die unsere Öffnungszeiten schätzen und
auch nutzen. Ich denke, der Herr Minister ist hier zu sehr von den Kirchen beeinflusst. Eine solche Verbindung von Staat und Kirche erachte
ich als höchst bedenklich.".

denn

Alexander Waldheim

Alexander Waldheim (UBK), Finanzminister und Senator, bezeichnet das Konzept der Kette als "übertrieben, unsozial, nicht verbraucherfreundlich und wider dem Bedarf der Kunden." Es verletze das aus christlicher Tradition stammender Arbeitsruhegebot an Sonntagen, das in der Verfassung verankert und auch für Nichtchristen zur Erholung gut und notwendig sei, so der bekennende Christ.

UND HIER IST IHRE GASTGEBERIN, CONSTANZE-MARIA ROSSHAUPTNER!

Constanze Maria-Rosshauptner



Guten Abend, verehrte Zuschauer. Ich freue mich, dass Sie heute dabei sind, denn es verspricht wieder spannend zu werden bei meinung: konkret.
Unsere Gäste kennen Sie ja bereits, beginnen möchte ich bei Herrn Schmidt.
Herr Schmidt, warum dieses Konzept für Ihre neue Kette?

Guten Abend, Frau Rosshauptner,
meine Hauptaufgabe als Unternehmer sind das Stellen von drei Fragen: Was will der Kunde,was kann ich machen, um der Gesellschaft einen Nutzen zu bringen und wie kann ich anstellen, dass dies wirtschaftlich rentabel ist.
Nun, der Kunde will ganz klar rund um die Uhr einkaufen können. Sei es, dass er etwas vergessen hat, was er erst nachts oder am Sonntag feststellt, wo andere Geschäfte zu haben oder er musste bis spät abends arbeiten, dann hat er noch Hunger auf etwas Kleines. Oder jemand der ganz früh arbeitet, will noch die aktuelle Zeitung haben. Es gibt viele Konstellationen, aus denen der Kunde ein dauerhaft geöffnetes Geschäft möchte. Vielleicht ist der Bedarf in bestimmten Stunden geringer, aber da ist er ganz klar. Das haben auch die letzten Tage gezeigt.
Zweites ist, was kann ich für die Gesellschaft tun. Nun, dieses Konzept bringt auch den Vorteil mit sich, dass viele Arbeitsplätze geschaffen werden. So werden durch Nachtschichten und Sonntage die Mitarbeiterzahlen verdoppelt, das bedeutet weniger Menschen auf der Straße. Das ist das, was ich als Unternehmer leisten kann und das finde ich wichtig.
Die Frage nach der Wirtschaftlichkeit ist auch klar. Ich bin keine Wohlfahrtskirche und kann keine unrentablen Projekte am Laufen halten, es muss sich so wirtschaftlich rentieren, dass es am Laufen gehalten werden kann.

Gedanken

Solche Fernsehauftritte sollte Waldheim abstimmen.

Sie, Herr Waldheim, kritisieren das Konzept scharf.

Das ist richtig, ja. Ich bin nämlich nicht der Auffassung, das eine Einkaufsmöglichkeit rund um die Uhr das ist, was der Kunde braucht. Es mag sein, dass es hier und da Bedarf nach bestimmten Produkten gibt, aber dieser wird doch durch die Tankstellen bereits zur genüge befriedigt, das volle Sortiment möchte doch niemand kaufen, schon gar nicht an allen Tagen der Woche. Hier wird mehr und mehr die Beschleunigung unserer Gesellschaft vorangetrieben und unterstützt, werden die letzten Ruhezonen der Menschen zerstört, das muss doch nicht sein.

Herr Schmidt, was sagen Sie dazu?

Mich würde interessieren, ob Herr Waldheim schon mal einen der Läden von innen gesehen hat und außerdem, warum er eine Ungleichbehandlung gegenüber Tankstellen befürwortet.

Ja, das habe ich, innerhalb der normalen Einkaufszeiten - und ich persönlich kenne niemanden, der an einem Sonntag um 23.30 Uhr noch einen Großeinkauf machen möchte.

Tankstellen bieten in erster Linie Treibstoffe und Autozubehör an, müssen also sowieso geöffnet bleiben. Dann ist auch nichts dagegen einzuwenden, wenn sie ein stark eingeschränktes Sortiment zur Verfügung stellen. Hingegen einen Supermarkt "24/7" wie es so schön heißt, zu öffnen, ist doch Wahnsinn.
Wann putzen Ihre Mitarbeiter denn zum Beispiel?

Gedanken

Der gute Waldheim hat Recht.

Gedanken

Boa, wie ich Talkshows hasse.

Das würde ich sogar besser machen mein Gott

Gedanken

Ist ja nicht so, das sie heute schon ne halbe Stunde vor Ladenschluss im Widl durchwischen...

Also müsste Herr Schmidt beginnen Treibstoff zu verkaufen?