"Meine Damen und Herren, Willkommen zur Einführung in 'Taktik'. Mein Name ist Oberst Arthur Scharwenka und ich werde sie durch die Vorlesung 'Taktik - eine Begriffsdefinition derselben' führen. Sollten Sie fragen haben, meine Damen und Herren, so stellen Sie am Ende eines jeden Abschnittes. Lassen Sie mich also zum ersten Abschnitt kommen:
Taktik im militärischen Sinn ist von der Wortherkunft die „Kunst, ein Heer in Schlachtordnung zu stellen“. Im modernen Verständnis
die Lehre vom Gebrauch der Streitkräfte im Gefecht auf der Ebene von Verbänden. Taktik kann auch als die
koordinierte Anwendung von militärischen Mitteln zur Erreichung eines gegebenen/gewollten Ziels unter Bewertung, Einbeziehung und zieldienlicher Verwendung von vorgefundener Lage, vorhandenen Kräften, räumlichen und zeitlichen Gegebenheiten beschrieben werden. Dieser untergeordnet ist der Gefechtsdienst auf Einheitsebene und Teileinheitsebene, übergeordnet die Operationsführung auf der Führungsebene von Großverbänden.
Unter dem Einfluss von Technik und Philosophie ist die Geschichte der militärischen Taktiken im stetigen Wandel. So sind beispielsweise taktische Körper - darüber haben Sie bereits in vergangenen Vorlesungen Kenntnis erlangt - veraltet wohingegen taktische Zeichen unverzichtbar für die Organisation geworden sind.
Vorgefertigte taktische Muster und Aufstellungen werden als
Elementartaktik bezeichnet. Die Übungen auf dem Gebiet der angewandten Taktik nennt man im kleineren Maßstab Felddienstübungen, im größeren Maßstab Truppenübungen oder Manöver.
Bis hierin Fragen? Gut. Lassen sie mich sodann zum zweiten Abschnitt, der Begriffsabgrenzung kommen, um ihnen so ein klareres Bild des Begriffes Taktik zu vermitteln.
Die
Taktik bildet zusammen mit der
Operation und der
Strategie die Ebenen der Kriegsführung. Sie definieren den Entscheidungsrahmen für den Einsatz bestimmter Mittel in Zeit und Raum in Bezug auf ein Ziel. In diesen Zusammenhang tritt das Planungsdiktum Information über die Verfügbarkeit eigener und fremder Mittel und Absichten, und dient dazu eine Überlegenheit eigener Kräfte in einem Raum zu schaffen. Unterhalb der Taktik führen Teileinheit koordiniert durch die übergeordnete Einheit das Gefecht als Feuerkampf.
Der astorianische Ingenieur Michael L. Winchester hat das nach ihm benannte
Gesetz von Winchester aufgestellt, mit dem unter bestimmten Voraussetzungen der Ausgang eines Gefechts berechnet werden kann. Über dieses Gesetz werden sie in einer weiteren Vorlesung die notwendigen Kenntnisse erlangen, Gefechtssituationen und den Einsatz von Mitteln richtig einschätzen zu lernen. Hierzu ist es unabdingbar die Begrifflichkeiten von Taktik, Operation und Strategie zu kennen und untereinander abgrenzen zu können.
Die heute übliche Definition von
Taktik ist die Lehre von der Führung der Truppen auf Verbandsebene beim Zusammenwirken im Gefecht der verbundenen Waffen und Kräfte sowie der Anwendung dieser Lehre, und erfasst alle Führungsgrundgebiete und gilt auf allen Führungsebenen. Im Rahmen der Gefechtsführung soll hierbei ein optimales Zusammenspiel der eigenen Kräfte im Verhältnis zu den Handlungen der gegnerischen Kräfte in Zeit, Verfügbarkeit der Kräfte und Raum erreicht werden.
Der Begriff
Operation (auch Operationsführung) hingegen wird bei der Führung von Großverbänden benutzt. In modernen westlichen Armeen gilt die Brigade als der kleinste militärische Großverband; als solcher ist eine Brigade in der Lage selbstständig und auf sich gestellt operative Aufgaben erfüllen zu können.
Der Begriff
Strategie bezeichnet den zielgerichteten Einsatz von Gewalt oder Gewaltandrohung mit allen Mitteln eines Staates oder einer Staatengemeinschaft zu politischen Zwecken. Sie beinhaltet ausdrücklich auch dessen oder deren Ressourcen und politische Willensbildung durch ihre Bevölkerung und Regierung. Taktische und operative Entscheidungen sind dem strategischen Ziel untergeordnet. Aus strategischer Sicht kann der Ausgang mehrerer einzelner Schlachten unerheblich sein, wenn der Krieg selbst gewonnen wird.
Haben Sie noch Fragen?"