Herr Senatspräsident, im Namen dieses Hauses darf ich Ihnen alles Gute Wünschen bei Ihrer Amtsführung.
Mit Ihrer Erlaubnis, werte Senatoren, möchte ich gerne noch ein paar Worte an Sie richten, bevor ich diesen Platz an den gewählten Präsidenten übergebe, der die Wahl seiner Stellvertreter koordinieren und von da an die Geschicke dieses Hauses leiten wird.
Herr Senatspräsident,
verehrte Damen und Herren Senatoren,
Majestäten,
Exzellenzen,
geehrte Pressevertreter,
liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger,
wir leben in einer Demokratie, eine Errungenschaft, auf die wir stolz sein sollten. Die Mütter und Väter unserer Verfassung haben in weiser Voraussicht eine Grundlage für unseren Staat gelegt, die seit über 60 Jahren Bestand hat und funktioniert.
Ein teil dieser Verfassung ist die Republik und mit ihr verbunden das Amt des gewählten Staatspräsidenten. Ein Amt, das ist wie fast alle Ämter in unserem Staat, ein Amt auf Zeit. Eben dieses unterscheidet eine Republik von einer Monarchie: Macht ist Macht auf Zeit, beschränkt durch den Willen der Wähler. Viele denken und meinen, man könne Macht auf Zeit mit Verantwortung auf Zeit gleichsetzen. Das lehne ich ab. Verantwortung übernimmt jeder Mensch sein Leben lang, mal hier und mal dort, doch wo er einmal Verantwortung übernommen hat, bleibt er verantwortlich, für das was er getan hat, nicht aber für das was folgt. Bei dem Amt des Staatspräsidenten ist das anders: Wer dieses Amt einmal übernommen hat, ist an der Spitze unseres Staates angekommen. Wem diese große Ehre zuteil wurde, der fühlt sich verantwortlich für sein Land, ob er nun noch in dem Amt ist oder nicht. So jedenfalls geht es mir und so scheint es auch anderen zu gehen, wie das Beispiel des aktuellen Staatskanzlers zeigt. Er übernahm das Amt, welches auch ich lange Zeit ausgeübt habe und bewirbt sich jetzt um meine Nachfolge. Ob er sie antreten darf oder nicht, das werden Wahlen zeigen, das hat also der Wähler zu entscheiden.
Wahlen - ein gutes Stichwort: Vor etwa sechs Monaten wurde ich mit großer Mehrheit zum Staatspräsidenten gewählt. Das in mich gesetzte Vertrauen zu erfüllen, das habe ich ein halbes Jahr versucht und ich habe mein bestes gegeben. Ob ich erfolgreich war oder nicht, das wird sich noch zeigen, denn gesäte Bäume brauchen eine Zeit, bis sie Früchte tragen. Dieses Amt zu bekleiden hat mir sehr viel Spaß und Freude bereitet, ich habe viele interessante Menschen getroffen, neue Kontakte knüpfen und neue Erfahrungen machen können.
Ich möchte mich bei den Menschen bedanken, die mich unterstützt haben und möchte die Menschen um Verständnis bitten, deren Erwartungen ich enttäuscht habe. Ich wünsche meinem Nachfolger, dass er mit eben soviel Freude und Energie dieses Amt bekleiden wird, wie ich es getan habe.
Wenn auch noch nicht feststeht, wer mein Nachfolger wird, so steht doch eines fest: Mein eigener Nachfolger werde ich nicht sein. Viele Menschen dürfte mein Kandidaturverzicht überrascht haben und es mag sie noch mehr überraschen nach meinen Ausführungen hier, aber für mich persönlich war es der einzig konsequente und richtige Schritt, als ich vor einigen Wochen erfuhr, das das Jahr 2013 für mich persönlich ein ganz besonderes Jahr werden würde: Im Januar des nächsten Jahres werde ich Vater werden und ich möchte mir diese Auszeit von der Politik gönnen, in erster Linie um für meine Familie da zu sein und die ersten Monate mit meinem Kind verbringen zu können. Um das tun zu können, werde ich Anfang November dieses Jahres meine Professur an der Georg-von-Isselmann-Universität der Freien Stadt Bergen aufnehmen, wo ich geregelte Arbeitszeiten vorfinden kann, die in diesem Amt in keinster Weise gegeben sind.
Wer mich kennt, weiß aber, dass ich, auch wenn ich es heute hier sagen würde, niemals in der Lage sein würde, mich dauerhaft aus der Politik zu verabschieden. Mein Abschied ist also ein Abschied auf ungewisse Zeit, aber er ist ganz sicher ein Abschied auf Zeit.
Nichtsdestotrotz werde ich Abschied nehmen müssen, was mir sehr schwer fällt. Deshalb möchte ich an dieser Stelle allen Menschen von ganzem Herzen danken, die mich in den letzten sechs Monaten unterstützt haben - viele von Ihnen sind für mich zu guten Freunden, zu einer zweiten Familie geworden. Und ich möchte Ihnen allen und ganz besonders meinem Nachfolger in diesem Amt alles Gute und Gutes gelingen wünschen.
Bergen braucht Sie und Ihren Einsatz für eine gute Zukunft.
kämpft mit den Tränen
Vielen Dank.