Republik Bergen

Ich... Wie muss ich... Meine Güte, ich habe das noch nie gemacht...

Ganz ruhig. Zusammen machen wir das. Beginnen Sie einfach mit dem Kreuzzeichen. Das können wir auch gerne zusammen machen.

+ Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen.

Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen.

Gott, der unser Herz erleuchtet, schenke dir wahre Erkenntnis deiner Sünden und seiner Barmherzigkeit.

Amen.

Was kann ich für Sie tun? Unser Gespräch wird vertraulich sein. Was bedrückt Sie?

Eigentlich... Wo soll ich anfangen... Soll ich anfangen... Es ist eigentlich mein ganzes Leben...

Schon gut, immer mit der Ruhe. Wir beide machen das schon. Keine Angst. Was ist denn mit Ihrem Leben?

Ich müsste mein ganzes Leben beichten... Und ehrlich gesagt bin ich mir nicht mal sicher, ob Sie das verstehen könnten...

Sie sind mit sich selbst unzufrieden? Wie kann ich Ihnen denn helfen?

Nein, das ist es nicht. Also, um ehrlich zu sein... Nach Ihren Maßstäben habe ich wohl eine Todsünde begangen...

Die vermeintlichen Maßstäbe der katholischen Kirche, müssen ja nicht direkt auch meine persönlichen sein. Also, was bedrückt Sie?

Plump gesagt habe ich jemanden umgebracht...

Was genau ist passiert?

Ich... Ich habe Randy vor sechs Jahren bei einem Austausch in Astor kennengelernt. Vor zwei Jahren kam er dann hierher, um mich zu besuchen. Er sagte mir, dass er hier studieren wollte. Das tat er dann auch. Wir saßen beide in den gleichen Seminaren - BWL, nichts besonderes - und irgendwann habe ich... Ich mich in ihn verliebt. Ihm ging's genauso, irgendwann wenigstens. Ich war nicht immer so, glaube ich. Meine Eltern hassen mich dafür.
Jedenfalls hat er dann vor einem halben Jahr die Diagnose bekommen. Er war sehr schwer krank, sagten Sie. Wussten nicht, ob ers schaffen würde. "Die erste Therapie kann scheitern.", haben sie gesagt. So kam es dann auch. Er sollte noch eine weitere Therapie anfangen... Aber er konnte nicht mehr wirklich und wollte nicht mehr. Also habe ich ihm geholfen, sich eine Überdosis zu geben von seinem Schmerzmittel... Ich... Ich... Oh, Gott...

Sie haben aus Liebe und Überzeugung gehandelt. Und ich bin mir sicher, dass Randy Ihnen sowohl dankbar dafür ist, als auch stolz darauf, dass Sie sich aus Liebe zu ihm darauf eingelassen haben. Jetzt verstehe ich, was Sie mit den kirchlichen Maßstäben meinen. Homosexualität und Sterbehilfe wird nicht gerne gesehen. Aber wer wäre ich, über ein Kind Gottes zu urteilen, ohne seine Beweggründe zu kennen. Auch Ihre Eltern müssen diese Erkenntnis erlangen. Wir alle sind Kinder des einen, gerechten Gottes. Und dieser erbarmt sich über uns alle. Sie haben einen schweren Schicksalsschlag hinnehmen müssen. Und das Fehlen des geliebten Partners ist eine schwere Bürde.

Liebe ist es auch, die Menschen stark macht. Die ihnen die Hoffnung wiedergeben kann. Liebe ist Licht, welches in das Dunkle trifft und die Einsamkeit vertreibt. Blieben Sie Randy auch nach seinem Tod treu verbunden.

Aber es... ich... Es ist noch alles so frisch, tut noch so weh...