Es sind noch zwei Tage bis zur Wahl, als Roding hier auftritt. Sie tritt auf die Bühne und wird umjubelt, vor ihr zeigt sich ein Meer aus Menschen aus dem ganzen Land. Man merkt, dass nicht alle SPBler sind, aber das alle positives Interesse an Rodings Rede haben. Sie winkt ins Publikum und geht langsam, aber sicher zum Rednerpult. Als der Jubel nach ca. anderthalb Minuten aufhört, atmet sie kurz durch, und spricht.
Liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger,
uns Sozialdemokraten liegt schon seit unserer Gründung gute Bildungspolitik am Herzen, und wir sprechen bei der Bildungspolitik immer in der ersten Reihe mit. Große Reformen wurden schon in der Vergangenheit von Sozialdemokraten angestoßen, und sollte die Wahl für die bergische Sozialdemokratie erfolgreich verlaufen, so wird die nächste folgen. Denn die Probleme sind gravierend, dass merken Sie ja auch jeden Tag: Ein Hauptschulabschluss ist kaum noch was wert, und immer mehr und mehr Kinder sollen auf das Gymnasium, welches sich von der Eliteschule zum Standard entwickelt hat. Dafür ist die Zahl der Absteiger in den weiterführenden Schulen deutlich höher als die der Aufsteiger, und die Abbrecherquote ist noch immer zu hoch. Es gibt viel anzupacken, und wir sind bereit, dass mit Ihnen gemeinsam zu tun.
Wir möchten bei dieser Reform so viele Menschen wie möglich mitnehmen. Denn Sozialdemokraten sind vor allem Demokraten, Menschen, denen auch die Meinung des normalen Mitbürgers wichtig ist. Bei so einer wichtigen Entscheidung wie dieser ist dies auch verständlich: Es geht hier um die Zukunft unseres Landes, um unsere Kinder. Es geht hier darum, wie wir es möglich machen können, dass Kinder trotz Schule, bzw. wegen der Schule Kinder bleiben, und nicht im Stress versinken. Es geht hier darum, wie wir unsere Kinder motivierter und gebildeter bekommen und individuell fördern. Es geht darum, wie wir Schule zu einem Treffpunkt von Spaß und Lernen machen. Wir als Sozialdemokraten wollen schließlich eins: Kein Kind zurücklassen, jedem Kind die Chance geben, sich in der Schule von der positiven Seite zu zeigen.
Wir sind derzeit daran, einen Vorschlag zu fertigen, den wir nicht im normalen Senatsverfahren durchsetzen wollen. Wir wollen nicht abstimmen und durchsetzen, wir wollen diskutieren, überzeugen und das große Projekt
Schulreform in einem normalen Tempo langsam angehen, damit diese Reform die beste Schulreform aller Zeiten wird.
Unser Vorschlag wird an jedem Punkt verändert werden können, denn wir wollen offen für die Meinung aller Mitbürgerinnen und Mitbürger sein. Unser Vorschlag ist kontrovers, doch es ist die richtige Lösung für viele aktuelle Probleme.
Wir möchten aus dem mehrgliedrigen Schulsystem eines schaffen, in dem für jede Phase eine Schule da ist. Zu Beginn soll weiterhin die Grundschule stehen, in der unsere Kinder die ersten fünf Jahre im Schulsystem verbringen sollen. Dann sollen sie auf der Gemeinschaftsschule die Bildung erfahren, die man aus der Realschule kennt, bloß deutlich individueller. Wer einen Verlust im Vergleich zum Gymnasium befürchtet, der sollte wissen, dass wir mit der Gemeinschaftsschule auch näher an die Wünsche der Schülerinnen und Schüler gehen, denn diese sollen neben den Pflichtfächern, die in Klassen unterrichtet werden, weitere Wahlpflichtkurse wählen können, sodass das Kind nicht mehr ins Schulsystem gezwungen und reingesteckt werden soll, sondern sich selbst mit der Unterstützung von Eltern und Lehrern da rein finden soll und sich dort auch zufrieden fühlen soll. Das Wahlpflichtkurs-Konzept soll einerseits ermöglichen, dass die Kinder eine Allgemeinbildung erhalten, diese aber nicht in allen Bereichen angezwungen werden soll, sondern mit mehr Freiheit erfahren sollen. Außerdem denke ich, dass in einer Gemeinschaftsschule die Gemeinschaft ein soziales Miteinander stiften kann und damit die Schülerinnen und Schüler sich gegenseitig helfen können, wovon bessere als auch schlechtere Schülerinnen und Schüler profitieren. Die Gemeinschaftsschule soll man mit der zehnten Klasse und der Prüfung zur Mittleren Reife abgeschlossen. Danach soll die Nachfolge für das, was den großen Unterschied zwischen Realschule und Gymnasium macht, kommen: Anstatt der gymnasialen Oberstufe soll der Weg zum Abitur entweder über das quasi normale Kolleg bzw. Collège verlaufen oder über das Berufskolleg. Beide Schulen sollen gleichwertig sein, mit dem Unterschied, dass man im Berufskolleg auch eine Spezialisierung in dem jeweiligen Arbeitsbereich des Berufskollegs erlernen kann. Damit soll einerseits denen, die eine allgemeine Bildung erhalten wollen, eine gute, zufriedenstellende Schule geboten werden, andererseits sollen die Schülerinnen und Schüler, die an einem speziellen Bereich wie z. B. Naturwissenschaften, Technik, Linguistik oder Pädagogik Interesse haben, an einer besonderen Schule die für diese Schülerinnen und Schüler richtige Bildung erhalten. Ich glaube daran, dass damit eine sehr große Zufriedenheit erreicht werden kann, wovon alle profitieren: Schülerinnen und Schüler, Lehrerinnen und Lehrer, Eltern und auch die Gesellschaft inklusive der Wirtschaft.
Was wir also kurgefasst vorschlagen, ist, dass wir die Diskriminierung der Hauptschüler beenden und endlich ein gerechtes, eingliedriges Schulsystem schaffen, in dem die Schülerin bzw. der Schüler mit mehr Freiheit wählen kann, was sie oder er konkret in der Schule lernt. Damit möchten wir ein Schulsystem mit mehr Motivation, mehr Spaß, aber auch mehr Qualität erreichen. Ich, viele Genossinnen und Genossen und auch viele weitere Mitbürgerinnen und Mitbürger finden das Konzept gut, doch ich habe auch einige verständliche Zweifel erlebt, zu denen ich sagen kann: Dieser Vorschlag wird erstens die Abschlüsse aufwerten und die Bedeutung der Noten und der Abschlüsse steigern, und zweitens ist dies ein Vorschlag, welcher mit der Zusammenarbeit aller Mitbürgerinnen und Mitbürger unseres Landes zur erfolgreichsten Reform unseres Landes werden könnte. Wir wollen keinen Kampf der Ideologien, wir wollen einen gemeinsamen Kampf für ein besseres Schulsystem, in dem wir zu einer Lösung finden, die von Dauer ist und die die wenigen Gegner, die am Ende übrig bleiben werden, überzeugen wird. Ich lege immer wert darauf zu sagen, dass man gemeinsam stärker ist. Diese Reform ist die Chance, dies auf ein neues Niveau zu bringen: Gemeinsam können wir Schule revolutionieren, und unsere Schulen zu den besten überhaupt machen. Gemeinsam können wir unseren Kindern es ermöglichen, dass sie die bestmögliche Schulbildung erhalten, die möglich ist.
Wer nun nach dem finanziellen Hintergrund fragt: Wir haben ein großes Plus weiterhin stehen, und dieses Plus wollen wir für die Reformen nutzen, außerdem wollen wir die Reform ohne Zeitdruck angehen. Damit kann diese Reform nur gelingen.
Nun liegt's an Ihnen: Sie haben mehr als nur eine Stimme jetzt: Sie können im Senat die Tür für die Reform öffnen und können über viele Wege Ihre Meinung zu unserem Vorschlag oder eigene Vorschläge einbringen. Sie können über unsere Homepage, per E-Mail, per Post oder per Telefon sich an uns wenden. Jede Meinung mehr hilft, und jeder kann einen entscheidenden Vorschlag bringen. Der Vorschlag kann einfach oder speziell sein, wenn er gut ist, dann wird er Teil dieser Erfolgsreform werden. Sie haben es nun in der Hand, mitzuwirken und Ihr Schulsystem besser zu machen. Jeder ist willkommen, jeder kann Gutes leisten, denn jede Meinung mehr macht diese Reform besser. Gemeinsam können wir diese Erfolgsreform perfekt machen. Gemeinsam können wir besseres Bergen schaffen.
Danke euch allen.